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  • Eileen

Mikro-Wohnung - Große Chance oder großes Risiko?

Aktualisiert: 8. Juni 2020

Die Prognose des Statistischen Bundesamtes ist erschreckend. Demnach sollen bis 2030 fast 81 Prozent aller deutschen Haushalte von nur einer, maximal zwei Personen bewohnt werden. Diese Tendenz bedeutet, dass bis 2025 die Anzahl der Privathaushalte um ca. 1 Million zunehmen wird. Jedoch ist es jetzt schon kaum möglich, innerhalb deutscher Großstädte eine bezahlbare Wohnung zu ergattern. Immer häufiger wird deshalb die Alternative einer Mikro-Wohnung in Anspruch genommen. Die Frage dabei bleibt jedoch: ist das Leben auf 20 Quadratmetern nun Erlösung oder Strafe?

mikro-wohnung

Nur einen Schritt entfernt


Als „Mikro-Wohnungen“ bezeichnet der Volksmund kleine Wohnungen mit einer zentralen Lage. Größtenteils sind sie in Hauptstädten wie Frankfurt, Berlin oder Düsseldorf vertreten. Im Regelfall sind sie bereits möbliert, damit sie sofort bezugsbereit für den Mieter sind.

Eigentlich klingt es wie der Traum eines jeden Singles. Eine Wohnung, von der aus alles durch ein paar Schritte zu erreichen ist. Dem Geldbeutel tut sie auch nicht weh, denn neben einer günstigen Miete muss nicht in teure Möbel investiert werden und auch der letzte Joghurt wird einem nicht vom gefräßigen WG Kumpel geklaut. 

Auch für Studierende oder Pendler, die an den Wochenenden die Heimreise antreten, bieten Mikro-Wohnungen die Möglichkeit, die verführerischen Zusatzleistungen eines solchen Wohnkomplexes in Anspruch zu nehmen. Ein angebotener Fahrrad-Service oder ein Hausmeister als direkter Ansprechpartner sind schon durchaus angenehmer, als sich mit 5 WG-Mitgliedern ein Bad zu teilen.


Weiterhin sind die Mikro-Wohnungen zentral gelegen. Meist liegen sie mitten in der Stadt, sodass durch öffentliche Verkehrsmittel oder zu Fuß in kürzester Zeit die Arbeitsstelle oder die Uni erreicht werden kann. Das lästige Renovieren und der preisintensive Möbelkauf entfallen, da diese schon in der Wohnung mitinbegriffen sind. Auch im täglichen Leben ist das Konzept des temporären Wohnens sehr praktisch.

Oft werden zusätzliche Serviceleistungen wie ein Reinigungsdienst mit angeboten. Genauso müssen keine Internetanbieter und Stromtarife ausgewählt werden. Um für etwas Individualität zu sorgen, könnte man sein kleines Reich durch Spiegel oder helle Farben größer wirken lassen, jedoch nur falls der Vermieter dies zulässt.


Bloßes Wunschdenken?


Psychologen lassen diese Seifenblase dennoch durch sinnvolle Argumentation platzen. Aussagen zufolge soll Wohnen auf engem Raum ein großes Risiko darstellen und über eine längere Zeitspanne schädlich sein, denn das Zuhause sollte einen Rückzugsort darstellen, welcher nach einem anstrengenden Tag aufgesucht werden kann. In einer Mikro-Wohnung gestaltet sich das schwierig, da aufgrund des Platzmangels wenig Entspannungs- oder Entfaltungsmöglichkeiten vorhanden sind.

Dazu kommt, dass ein solcher Wohnanlagenkomplex keine Individualität bietet. Jeder Bewohner lebt in der identisch eingerichteten Wohnung. Selbst die Betten und Schreibtische stehen am selben Fleck des Raumes. Die Chance sich auszuleben oder seiner Persönlichkeit Ausdruck zu verleihen, scheint gering. Ein Referent des Münchner Immobilienforums verglich im Jahr 2016 Mikro-Wohnungen mit norwegischen Gefängnissen. Er kam zu dem Ergebnis, dass die Gefängnisse mehr Komfort und Größe aufweisen als eine Mikro-Wohnung. Demnach scheint es logisch, die psychologische Annahme zu verfolgen und sich zu fragen, ob denn die eigene Lebensqualität in solchen Wohnungen nicht verloren geht.

Abschließend lässt sich sagen, dass Mikro-Wohnungen bestimmt eine praktische Übergangslösung für Personen darstellen, die eine Bleibe für einen temporären Aufenthalt suchen. Auf der anderen Seite sollte die Expertenmeinung ernst genommen werden, dass ein zu langer Aufenthalt starke Auswirkungen haben kann.






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